Burgker Revier

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Stadtplan Burgk Oberes Revier

Das Grubenfeld in Burgk wurde von den Bergbautreibenden in ein Oberes Revier (Gemarkungen Groß- und Kleinburgk) sowie Unteres Revier (Gemarkungen Schieferhaufen und Großburgk) untergliedert.

Geschichte

Berichte

Das erste haus rechts mit dem Glocketürmchen ist der Alte Schacht. Als er noch im Betrieb war, tönte vom Turm Tag und Nacht in kurzen Zwischenräumen der Glockenschlag, das Zeichen dafür, daß im Schacht unten alles in Ordnung war, Angst und Schrecken, wenn der Schlag verstummte. Diese Sicherheitseinrichtung hatten früher alle Schächte. Auf dem Felde dem Tale zu der Ventilator der Schächte. Dabei ist der Brunnen, von dessen Sohne man in der Kriegszeit Stollen vorangetrieben hat, um Kohlen zu gewinnen. So kam man in die "Alte Wilhelmine", die von oben her nicht mehr zugänglich ist. Die Bergleute waren erstaunt, die vor 100 Jahren angelegten Schachtgebäude, d. i. die Auszimmerung der Stollen, so gut erhalten zu finden. Als man anfing, von Sozialisierung der Werke zu reden, wurden die Arbeiten liegen gelassen. Wir halten rechts bergauf. Am Feldrand ein Festpunkt, d. i. ein Vermessungsstein für den Marktscheider, den Landmesser im Bergbau. Links, jetzt Wohnhaus, stand der Wilhelminenschacht. Hier wurde 1828 in unserer Gegend das erste Leuchtgas erzeugt, nur ein Freiberger Schacht war in Sachsen darin vorausgegangen. An die Beleuchtung des Schachtes war die des Dorfes angeschlossen. So war Burgk das erste und einzige Dorf unseres Landes, das Gasbeleuchtung hatte. Von den Kohlendörfern des Plauenschen Grundes war Burgk von den Dresdnern am besten bekannt. Dort hatte sich das Knappschaftswesen am längsten erhalten und selten fehlte bei festlichen Umzügen in der Hauptstadt die Burgker Bergkapelle in ihrer schmucken Kleidung. [...] Im Grundstück [von Schloss Burgk ] ist eine Stelle, wo ein Kohlenflöz auskeilt, d.h. mit seiner Spitze ans Tageslicht kommt, doch ist die Stelle nicht zugänglich und soll kaum erkennbar sein. Der Sekretär Carl Gottlieb Dathe kaufte 1767 das Rittergut und damit die Kohlenlager. Hauptförderer des hiesigen Kohlenbaus wurde Carl Friedrich Dathe, der 1822 den Erbadel erhielt. Als 80jähriger konnte er stolz auf sein großes Lebenswerk zurückblicken. Mehrere Gedenktafeln in der Nähe des Gebäudes. Bis hinüber nach Pesterwitz und Kohlsdorf erstreckten sich damals die Burgker Schächte.[1]

Doch ist seit dem vorigen Jahre der Betrieb des Wilhelminen-, wie schon früher der des Berger- und Fortunaschachtes, eingestellt worden.[2]


Beginn der Kohlegewinnung in Burgk

In diesem Teil der Steinkohlenlagerstätte ist ältester Bergbau seit etwa 1780 risskundig bekannt. Am Flözausstrich begannen ortsansässige Bauern mit dem Graben nach den tagesnah lagernden Kohlesteinen und Vitriolschiefer bereits im 16. Jahrhundert. Dieser Abbau ist noch ohne System angelegt worden und nicht durch Rissunterlagen dokumentiert.

Nach Übernahme des Burgker Rittergutes durch den Kommerziensekretär Dathe 1767 wurde der Steinkohlebergbau intensiviert. Zwischen 1775 und 1780 wurden im Unteren Revier die ersten Tiefschächte, der Burgker Kunstschacht und der Alte Schacht, von über 100 m Teufe im Plauenschen Grund angelegt. Die ehemalige Bergarbeitersiedlung Schieferhaufen geht auf den unmittelbaren Steinkohlebergbau bzw. die frühere Vitriol-und Alaungewinnung zurück.

Gründung der Burgk'schen Steinkohlewerke

Erst mit der Gründung der Freiherrlich von Burgk'schen Steinkohlenwerken 1819 unter Dathes Neffen Krebß setzte eine Systematisierung und Zentralisierung der Kohlegewinnung ein. Krebß war einer der wichtigsten Wegbereiter für die Industrialisierung im Plauenschen Grund und ein Pionier im Montanunternehmerwesen. Der privatwirtschaftliche Grubenbetrieb erlangte mit seinen Schächten und Stollen im Döhlener Becken wirtschaftliche Bedeutung. Wichtige Bestandteile waren der Wilhelminenschacht, Erdmannschacht und die Augustusschächter Tagesstrecke im Unteren Revier sowie der Fortunaschacht, Bergerschacht und die Hoffnungschächter Tagesstrecke im Oberen Revier. Entwässert wurde das Revier durch den von 1773 bis 1836 aufgefahrenen Burgker Weißeritzstollen und die 1821 am Erdmannschacht installierte erste Dampfmaschine rechts der Weißeritz. Um den Wilhelminenschacht entstanden ab 1823 umfangreiche Anlagen zur Kokserzeugung insbesonders zur Verwendung als Brennstoff für die Röst- und Schmelzprozesse bei der Freiberger Hüttenindustrie. Seitdem betrieb man dort unter dem Faktor Gneisel intensive Untersuchungen um den asche- und schwefelreichen Steinkohlenkoks mittels nassmechanischer Aufbereitung qualitativ so zu verbessern, dass dieser auch zur Roheisenerzeugung im Hochofen genutzt werden konnte.

industrielle Nutzung der Abhitze bei der Kokserzeugung

Burgker Gasanstalt neben dem Verwaltungsgebäude vom Wilhelminenschacht um 1890
Bei den Freiherrlich Burgker Werken suchte man damals eine zweckvolle Nutzung der Abhitze aus der Kokserzeugung. Die heißen Abgase aus den Koksöfen wurden bisher direkt in die Umgebung abgeleitet. Um 1827 wurde der Kunststeiger Kinne beauftragt technische Lösungen zu erarbeiten und Versuche durchzuführen. Im Fokus lag die Montage von eisernen Retorten zur Leuchtgaserzeugung an den Koksöfen. Das Leuchtgas wird durch Pyrolyse von gasreichen Steinkohlen gebildet. Im Folgenden wurde dann eine Gaserzeugung mit Gaswaschanlage, ein Gasometer zur Gasspeicherung in Eigenregie geplant und errichtet. Im April 1828 wurde anlässlich der Geburt des Prinzen Albert erstmals das Gelände am Wilhelminenschacht, das Expeditionsgebäude, das Burgker Huthaus und die dazwischenliegenden Wege mittels Gaslaternen illuminiert. Im Dorf Burgk war damit nach der Landeshauptstadt Dresden die erste dauerhaft betriebene Gaserzeugungsanlage in Sachsen entstanden. Die Gasanstalt wurde 1832 erweitert und 1847 zur öffentlichen Dorfbeleuchtung genutzt. 1851 wurde eine komplett neue vergrößerte Gasanstalt errichtet, welche bis 1902, als der elektrische Strom einen guten Ersatz darstellte, in Betrieb blieb.

Der Bergbau im Oberen Revier endete zunächst am Fortunaschacht und Bergerschacht am Ende der 1860er Jahre. Das Grubenfeld wurde durch den benachbarten Potschappler Aktienverein begrenzt und der Abbau bewegte sich in einer Störungszone, welche ungünstigere Abbaubedingungen und Kohlequalitäten lieferte. Beim schweren Grubenunglück am 2. August 1869 konnten sich über die Hoffnungschächter Tagesstrecke drei Bergleute retten.

Einstellung der Förderung

Fördergerüst am 3. Lichtloch Burgker Weißeritzstollen um 1918
Der Burgker Ventilatorschacht am Mundloch der Augustusschächter Tagesstrecke hatte eine wichtige Funktion hinsichtlich der Bewetterung der Grubenbaue. Steinkohleabbau ging im Unteren Revier bis um 1900 um. Nach Untersuchungsarbeiten am Lichtloch 3 des Burgker Weißeritzstollens ab 1916 mit einhergehenden Kleinstabbau musste die Kohlegewinnung in diesem Revier 1920 aus Rentabilitätsgründen seitens der Burgker Werke eingestellt werden. In Burgk war damit eine bedeutende Keimzelle für die technische und unternehmerische Entwicklung der frühindustriellen deutschen Montanwirtschaft.

nach dem 2. Weltkrieg: Kohleförderung im unteren Revier

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Deutschland eine enorme Brennstoffknappheit. Der ehemalige Markscheider Bayler unterrichtete die Verantwortlichen von noch anstehenden Restkohlen im Bereich des sogenannten Unteren Revieres. In Freital versuchte die Stadtverwaltung die Kohlennot durch die Wiederaufnahme der Kohlegewinnung rechts der Weißeritz schnell zu lindern. Mit Hilfe der Schachtbaufirma des Ingenieurs Baumann aus Tharandt gelang es nach Überwindung einer Vielzahl von Schwierigkeiten den Betrieb in städtischer Trägerschaft aufzunehmen. Im Herbst 1945 begann das Untere Revier über die Augustusschächter Tagesstrecke und das alte Lichtloch 3, nunmehr als Schacht 1 bezeichnet, mit der Kohlegewinnung. Zunächst förderten 35 Mann Belegschaft ca. 500 t Kohle im Monat. Die oberirdischen Anlagen mussten in primitiver Bauart neu errichtet werden. 1946 ging das Unternehmen zur Hauptverwaltung Steinkohle Zwickau, Werk Freital über. Die Förderung betrug bereits ca. 2100 t Kohle im Monat und der Schacht 2 wurde geteuft.

Entdeckung von Uran-Vorkommen

Im Sommer 1947 entdeckte die Such- und Revisionsgruppe um die sowjetische Geologin Nekrassowa im Haldenmaterial am Schacht 1 des Unteren Revieres radioaktive Anomalien. Daraufhin setzten schlagartig umfangreiche Erkundungsarbeiten im Gebiet von Freital ein, welche die Entdeckung der Lagerstättenteile Heidenschanze und Gittersee zur Folge hatten. Durch einen SMAS – Befehl konfiszierte die Rote Armee die gesamte Schachtanlage 1947. Es begannen eingehende untertägige Untersuchungen, die dem Erkenntnisgewinn zur Verbreitung und Vererzung der Steinkohlen dienten. Besonders im nordöstlichen Grubenfeld im Bereich der Tagesfallstrecke Schacht 3 ist intensiv gearbeitet worden. Versuchsweise baute man sogenannte „Aktivkohle“ ab. Die Gewinnung der lokal vererzten Steinkohlepartien erfolgte im untertägigen Kammerbau. Insgesamt sind damals im Unteren Revier umgerechnet ca. 13 t Uran als Vorrat bilanziert worden. Man schätzte die Vorräte und Erzqualität im Unteren Revier letztlich aber als nicht konditionsgerecht ein. Nach Beendigung der Untersuchungsarbeiten übergab die SAG Wismut das Untere Revier an das Steinkohlenwerk Freital 1949 zurück.

Nach der Übernahme der Betriebsanlagen baute das Steinkohlenwerk Restkohlenpfeiler im westlichen Grubenfeld ab. Als Wetterschacht diente der dort angelegte Schacht 4. Der Weißeritzsicherheitspfeiler als auch bereits vom Altbergbau abgebaute Flächen grenzten die noch bauwürdigen Flözbereiche ein. Als Gewinnungstechnologie wandte man für diesen Nachlesebergbau den Kammerbau mit teilweisem Versatz an.

Einstellung des Abbaus, Bergbaufolgen

Durch die großen Mächtigkeiten des 1. Flözes und die tagesnahe Lagerung kam es Übertage zu beträchtlichen Bergbauschäden, z.B. an der Burgker Teichschänke. Die Auswirkungen führten zur Sperrung und Verlegung der dortigen Burgker Straße. Auch der Sportplatz an der Hofewiese musste durch einen Neubau, dem heutigen Stadion des Friedens, ersetzt werden.

Infolge Erschöpfung der bauwürdigen Kohlevorräte stellte das Untere Revier 1953 die Förderung ein. Das Grubengebäude wurde abgeworfen und die übertägigen Einrichtungen restlos abgebrochen. Im Zeitraum 1970-74 ist das Grubenfeld durch den VEB Bergsicherung Dresden nachverwahrt worden.

Teile des Oberen Revieres wurden ab 1953 durch die SAG/SDAG Wismut über die angelegten Schächte 360 (3) und 362 (5) zunächst zu Untersuchungszecken der Uranvererzung erschlossen. Der VEB Steinkohlenwerk „Willi Agatz“ förderte ab 1963 Erzkohle aus dem dortigen 5. Flöz. Die SDAG Wismut weitete 1968 bis 1989 den Abbau auf die Unterbank des 1. Flözes und das 3. Flöz aus. Auch hierbei kam es durch den Abbau in drei Flözen und der tagesnahen Kohlelagerung zu sichtbaren Bergschäden im Bereich des damaligen INTECTA-Möbellagers und der Burgker Straße. 1990-1996 wurde der Grubenfeldbereich durch die Wismut GmbH verwahrt. Das Fördergerüst des Schachtes 3 steht heute im Außenbereich des Bergbaumuseums in Oelsnitz.

Heute: Bergbautradition im Burgker Revier

1994 begann eine Gruppe von ehemaligen Bergleuten mit der Freilegung des tagesnahen Bereiches der Hoffnungschächter Tagesstrecke und des alten Fahrschachtes im ehemaligen Garten des Burgker Schlosses als Besucherbergwerk. 1996 konnte dieser 80 m lange Streckenabschnitt im 1. Flöz als Tagesstrecke Oberes Revier der Städtischen Sammlungen Freital eröffnet werden.

Zu den verbliebenen sichtbaren Originalresten des Burgker Steinkohlenbergbaus, dem Huthaus, dem Verwaltungsgebäude vom Wilhelminenschacht und dem Maschinenhaus vom Erdmannschacht, kamen 2005 das umgesetzte Fördergerüst des ehemaligen Schachtes 1 des Bergbaubetriebes „Willi Agatz“ von Dresden-Gittersee sowie 2014 eine Schachtseilscheibe als weitere Bergbauzeugnisse hinzu. Auch das Berufsschulzentrum Freital-Dippoldiswalde stellt an seinem Burgker Standort seit 2006 den Bezug zum Bergbau mit dem originalgetreuen Nachbau und der Ausstellung einer Kohleschrämmaschine her. Diese Maschine wurde von Otto Lilienthal und seinem Bruder während seiner Zeit in Döhlen entwickelt und beim Oppelschacht in Zauckerode 1872-1878 erprobt.

Mit der Auffahrung des WISMUT-Stollens 2007-2015 zur dauerhaften und sicheren Entwässerung der Grubenfelder rechts der Weißeritz in den Elbstollen entwickelten sich im nordöstlichen Teil des Oberen Revieres wieder kurzzeitig bergbauliche Aktivitäten. In der Nähe des alten Bergerschachtes bzw. ehemaligen Schachtes 360 (3) wurde an der Stollenendschaft ein Wetterbohrloch geteuft.

Bilder

  • Deutsche Fotothek:
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Quellen

  • H. Wilsdorf; 1985; Dokumente zur Geschichte des Steinkohlenabbaus im Haus der Heimat Freital; Haus der Heimat
  • M. Schauer, H. Brause; 2000; 450 Jahre Steinkohlen- und Uranerzbergbau im Raum Freital und seine heutigen Auswirkungen, Gesellschaft für Geowissenschaften e.V. Berlin
  • E. Gürtler, K. Gürtler, W. Reichel; 2000; Der Steinkohlenbergbau im Döhlener Becken, Schächte links und rechts der Weißeritz; Eigenverlag, Freital
  • E. Gürtler, K. Gürtler; 2000; Stollenanlagen und Röschen ehemaliger Steinkohlenwerke im Döhlener Becken; Eigenverlag, Freital
  • J. Puls, W. Vogel; 2000; Bergbau im Döhlener Becken; Städtische Sammlungen Freital
  • P. Boenke; 2003; Gas- und Stromversorgung in Freital 1828-2003; Freitaler Strom+Gas GmbH
  • S. Stute; 2013; Bergbau in Gittersee nach 1945; Eigenverlag, Freital
  • S. Stute; 2014; Geschichte, Besonderheiten und Innovationen des Steinkohlenbergbaus im Döhlener Becken bei Dresden; Tagungsband 17. Internationaler Bergbau- und Montanhistorik-Workshop Freiberg
  • www.bsz-freital-dippoldiswalde.de; Homepage des Beruflichen Schulzentrums „Otto Lilienthal“ Freital-Dippoldiswalde; Das Projekt "Schrämmaschine" - Otto Lilienthals Erfindung in Freital
  1. Fritz Eckhardt: Führer durch Freital und den Plauenschen Grund. Verkehrsverein Plauenscher Grund, 1925
  2. Denkschrift des Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauenschen Grunde zur Feier seines 25jährigen Bestehens am 24. Februar 1869. [Digitale Sammlungen]