Rittergut Potschappel

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Das Geschichtliche über Potschappel knüpft an die Schicksale des hiesigen Ritterguts an. Als Besitzer desselben und des damit verbundenen Vorwerkes in Kleinnaundorf, werden die Herren von Potschappel, von Tuschwitz oder Shuzwitz, von Theler (im 15. und 16. Jahrhundert), von Haugwitz, von Güntherodt und von Lüttichau (1726). Von dem Grafen von Hagen, welcher das Rittergut 1784 nur um 38,000 Thlr. gekauft hatte, kam dasselbe 1804 um 198,000 Thlr. an die Herren von Schönberg und von Döring, von diesen 1808 um 240,000 Thlr. an den Herrn von Klette und 1836 endlich um 235,000 Thlr. an den eben damals neu gebildeten Potschappler Aktienverein, in dessen Besitz es sich gegenwärtig noch befindet. Potschappels Aufschwung datirt vorzugsweise aus der Zeit des Grafen Hagen, der durch seine Thätigkeit und sein Beispiel den wohlthätigsten Einfluß übte. "Dreißig Jahre früher war der Ort so nahrlos und arm, daß sämtliche Wirthschaften desselben für 6000 Thlr. feil geboten wurden." Einer Sage nach soll an der Stelle des jetzigen Rittergutes oder in dessen Nähe vor Alters ein Nonnenkloster gestanden haben, zu dessen Gnadenbilde häufig gewallfahret worden sei. Von einer noch zu Anfange des Jahrhunderts im herrschaftlichen Garten vorhandenen und für die Ueberreste dieses Klosters gehaltenen Kapelle, ist jetzt jede Spur verschwunden. Nach Aussage eines Greises, der in seiner Kindheit mehrmals in diese Kapelle gekommen sein will, habe sie unbenützt gestanden, einen Taufstein und einige steinerne Bänke an der Seite gehabt, die Decke sei gewölbt, der ganze Raum etwa 5 Ellen lang und 4 Ellen tief und der Eingang mit einem sogenannten Marienstock versehen gewesen. Ein über den Kapellengewölbe angebrachter Gartensalon sei in den Jahren 1820-1830 weggerissen worden. [...] Zu dem Rittergute gehörte zu Anfang dieses Jahrhunderts eine im Jahre 1801 durch den Oberbergfactor Stiller gegenüber dem Steiger an der Straße angelegte und seit dem Jahre 1804 durch den Factor Roscher neu eingerichtete Glashütte, sowie eine 1795 oberhalb des Geiersgraben gegründete Vitriolfabrik. [...] Wo der Fahrweg hinter dem ehemaligen Herrenhause zur Leißnitz (urkundlich Lysenitz) emport führt, befindet sich links eine auf 3 Seiten steil abfallende runde Kuppe, das Rundtheil genannt. Hier hatte der Graf Hagen einen mit Bäumen umpflanzten offenen Pavillon errichten lassen, von dem aus man einen reizenden Ueberblick Potschappels und der angrenzenden Auge genoß. Während 1842 nur noch die Säulenfüße dieses Pavillons vorhanden waren, ist gegenwärtig auch deren Spur verschwunden und erinnern nur einige der angepflanzten Linen, welche mit verstutzten Baumkronen den Rand eines Kartoffelfeldes zieren, an die Zeit, in welcher die Besitzer dieser herrlichen Gegend nicht blos an deren Ausbeutung sondern auch an deren Verschönerung dachten.[4]

Quellen

  1. 1,0 1,1 Sächsische Volks-Sagen. Heft 10. Stolpen ca. 1880. Online verfügbar in den [http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/102347/347/0/ Digitalen Sammlungen der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek.
  2. Fritz Eckhardt: Führer durch Freital und den Plauenschen Grund. Verkehrsverein Plauenscher Grund, 1925
  3. Wenn alle Brünnlein flössen... von Wolfgang Burkhardt in Geschichte(n) und Personen. Zweiter Werkstattbericht einer kommunalen Arbeitsgruppe wider das Vergessen. Stadt Freital. Zu beziehen im Onlineshop der Stadt unter freital.de
  4. Denkschrift des Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauenschen Grunde zur Feier seines 25jährigen Bestehens am 24. Februar 1869. [Digitale Sammlungen]