Türkischroth-Garnfärberei

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Die Römers in Hainsberg von Olaf Wasner

Angeregt durch das Heft „Städtische Sammlungen Freital“, in dem von der Pionierrolle der Familie Römer bei der Industrialisierung des Weißeritztales berichtet wird, möchte ich als einer der letzten Nachfahren dieser Familie in unserer Stadt über deren Wirken berichten: Die Römers waren ursprünglich Bauern vom Hof „Am Rohm“ in der Nähe von Lengefeld in Westfalen, die neben der bäuerlichen Wirtschaft sich im 18. Jhdt. als Weber und Färber der Textilerzeugung zuwandten. Hier erwarb der Stammvater der Hainsberger Römers Johann Abraham I Römer um 1800 von einem Franzosen das Geheimverfahren für die Türkisch-Rotfärberei, das aus der Türkei stammte. Mit diesem konnte man ein viel leuchtenderes Rot erzeugen als mit dem bisher bekannten Verfahren. Als 1815 nach der Niederschlagung Napoleons im Wiener Kongress Westfalen Preußen zugeteilt wurde, wanderte er mit vier seiner Söhne nach Frankenberg in Sachsen aus und gründete dort eine Fabrik zur Türkisch-Rotfärberei, der er mit seinem ältesten Sohn Johann Abraham II Römer betrieb. Sein jüngster Sohn Wilhelm August Römer ging schon als junger Mann 1838 nach Hainsberg und gründete dort die Türkisch-Rotfärberei W.A. Römer, die später von seinem Sohn Otto August Römer übernommen wurde. Da dessen Kinder schon in jungen Jahren starben, verkaufte er den Betrieb. Er war einer der Spender für den Bau der Hainsberger Hoffnungskirche. Sein Grabmal direkt an der Kirche erinnert noch an ihn. Der zweite Sohn Caspar Heinrich Ferdinand Römer ging erst als Fabrikant nach Döbeln, um dann mit seinem Bruder Adolph Peter Karl Römer in Hainsberg die Rotfärberei Gebr. Römer zu gründen. Da die Hainsberger Gegend mit dem Energieträger Kohle aus dem Döhlener Becken, dem Wasser der Weißeritz und der Nähe zur Landeshauptstadt Dresden ein günstiger Standort war, gab der älteste Sohn Johann Abraham II Römer nach dem Tod seines Vaters den Betrieb in Frankenberg auf und ging mit seinen Söhnen Eduard und Oskar Römer ebenfalls nach Hainsberg, wo er die Rotfärberei auf dem Gelände der Cossmannsdorfer Backofenmühle betrieb. Da Eduard Römer kinderlos blieb, nahm er die beiden Töchter des früh verstorbenen Bruders bei sich auf. Die Älteste ist meine Großmutter Gabriele Römer, verh. Müller. Auch diese Rotfärberei wurde 1880 verkauft. Auf dem Gelände befindet sich heute das Gästehaus Tharandter Straße. Damit existierten um 1870 drei unabhängig arbeitende Türkisch-Rotfärbereien der Familien Römer in Hainsberg, die wöchentlich bis zu 28 000 Pfund gefärbter Garne fertigten. Diese wurden außer nach Deutschland nach Österreich, Russland und Italien geliefert. Die letzte Rotfäberei W.A.Römer wurde ebenfalls 1880 geschlossen. Dafür erwarb der Enkel des Gründers Hans Arnold Römer die Lorenzwerke und entwickelte daraus das Schmelztiegelwerk an der Grenze zu Deuben, das später von seinem Sohn Ralph Römer bis zur Enteignung 1972 unter Honecker geführt wurde. Die zwei Villen, die am Werkseingang standen, wurden für den Neubau Deuben-Süd abgerissen. Zwei weitere Römersche Villen sind die Gebäude Dresdner Straße 284 und 286 und das Landhaus Südstraße 1. Diese Straße hieß bis zum dritten Reich „Römerstraße“.

Quellen: eigene Erinnerung an Erzählungen im Familienkreis

„Familie vom Rohm und die Römer“ ein Familienchronik von Joachim Römer (Großenhain)

„Industrialisierung des Weißeritztales“ in „Städtische Sammlungen Freital“ von Rolf Günther, Juliane Puls und Wolfgang Vogel