Carolaschacht

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Nun am Höhenrande mit prächtiger Aussicht über den Freitaler Kessel an dem Beamtenhause des Gußstahlwerkes hin zur Kettenbahn des Carolaschachtes, der rechts oben mit den drehenden Rädern seines Förderstuhles herabschaut. Bei der Bahnüberführung links eine abgedeckte Schachtöffnung. Rechts alte Abfallhalden des Bergwerks, die sich allmählich mit junger vegetation überziehen. Dahinter die neue Halde, die wie ein Felshorn auf Freital herabschaut. Unter ihr der Weg durch den Wettingrund. Der Carolaschacht durchbrucht in 268 Meter Tiefe das Hauptflöz mit guter Pech- und Glanzkohle, 7 Meter mächtig. Darunter liegen fünf schache Flöze mit Schieferkohle, die von Gestein durchsetzt und fast wertlos ist. Auf dem Fördergestell gelangt man in vier Minuten in 410 Meter Tiefe. In kleinen viersitzigen Personenwagen wird man von einer kleinen elektrischen Lokomotive 1000 Meter weit in das Kohlengebirge befördert. Hier beginnt die Fußwanderung durch die Strecken. Wände und Decken sind durch starke Grubenhölzer vor Abbruch geschützt. Die Stempel müssen nach ungefähr 1 1/2 Jahren erneuert werden. Durch Fallstrecken geht man bis fast auf 500 Meter unter Tage. Die Flöze, das sind die Kohlenschichten, liegen nicht gleichmäßig in einer Höhe. Oft brechen sie an einer Wand toten Gesteins ab und setzen sich höher oder tiefer fort. Sie sind durch Erdbewegung verworfen. Die größte dieser Verwerfungen in der Döhlener Kohlenmulde wird von den Bergleuten "der Rote Ochse" genannt. Seine Sprunghöhe beträgt an einer Stelle 360 Meter. Eine andere, die Carolaschachtverwerfung hat 70 Meter, die Beckerschachtverwerfung 90 Meter Sprunghöhe. Die Flöze sind hier und dort von den linienförmigen Berschüssen, den schmalen Kämmen und den breiten Rücken tauben Gesteins durchsetzt. An den Abbauorten brechen die Bergknappen das Material mit Preißluftbohrern von 4 1/2 Atmosphären und mit elektrischen Abbauhämmern heraus. Auf Hunden, das sind kleine Wagen, wird es von Lokomotiven zum Fördergestell gebracht, auf dem es zum Licht gehoben wird. Wettertüren in den Strecken regeln die Wetterführung, das heißt die Zufuhr frischer Luft. Jeder Bergmann und Besucher des Schachtes hat eine elektrische Sicherheitsgrubenlampe. Ueber Tage wird die Kohle sortiert. Für Stückkohle ist die Reichsbahn der Hauptverbraucher. Die kleineren Würfel und Knörpel liefern den Hausbrand. Die Klarkohle wird mit Teer vermengt zu Steinkohlenbriketts gepreßt. Der Kohlenstaub muß oft benetzt werden, sonst entzündet er sich von selbst. Die riesige Halde des Schachtes fällt vor allem bei Bahnfahrt stark ins Auge. [...] Im Carolaschacht löste sich 1901 vom Dach des Kohlenflözes eine Gesteinsplatte. Sie zeigte Abdrücke. In der hängengebliebenen Gegenplatte fanden sich zu Klumpen geballt sechs langgeschwänzte Reptile, also Landbewohner, mit zwei Augen und einem Scheitelauge. Es war offenbar ein Massengrab von Tieren, die sich bei einer Katastrophe (Wolkenbruch?) in einem Winkel geflüchtet hatten und von einem Schlammstrom überdeckt wurden. Der Fund ist so eigenartig, daß man dem Tier den Namen Pantelosaurus Saxonicus gab. Es sind die ersten vierfüßigen Wirbeltiere. Nur noch in Nordamerika hat man sie wiedergefunden. [...] Den Essenwald des Stahlwerkes rechts lassend, gelangen wir an das Kohlen- und Verfrachtungslager des Carolaschachtes an der Eisenbahn. Aus dem hohen Gebäude langer Steg ohne Stützen. Im Hofe Baumstämme für die Schachtgebäude, das ist die Auszimmerung der Stollen. An der Eisenbahn die Kohlenwäsche und die gewaltige Kohlenlade-Vorrichtung.[1]

Bilder

Quellen

  1. Fritz Eckhardt: Führer durch Freital und den Plauenschen Grund. Verkehrsverein Plauenscher Grund, 1925