Segen-Gottes-Schacht: Unterschied zwischen den Versionen
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*Deutsche Fotothek: [http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72002885 Blick vom Segen-Gottes-Schacht über Niederhäslich nach Schweinsdorf 1925], [http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72002886 Blick vom Segen-Gottes-Schacht über Niederhäslich nach Schweinsdorf 1925] | *Deutsche Fotothek: [http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72002885 Blick vom Segen-Gottes-Schacht über Niederhäslich nach Schweinsdorf 1925], [http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/72002886 Blick vom Segen-Gottes-Schacht über Niederhäslich nach Schweinsdorf 1925] |
Aktuelle Version vom 27. Oktober 2015, 10:48 Uhr
- Segen-Gottes-Schacht der Freiherrlich von Burgkschen Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke
- Schacht in Kleinnaundorf
- von 1856 bis 1862 wurde bis in 489m abgeteuft und über 4 Mio. Tonnen Steinkohle gefördert
Unfern der Kammstraße, die wir nach rechts verfolgen, lagen früher der Hoffnungs- und der Segen-Gottes-Schacht. Die Straße heißt noch heute die Kohlenstraße. Ueber den Schuttplatz des letztgenannten Schachtes bietet Possendorf mit dem dahinter aufsteigenden Wilisch ein feines Landschaftsbild. [...] Am dürftigen Birken- und Kiefernwalde, der die Abraumhalden der alten Bergwerke nun schon wieder überdeckt, geht es an einem ehemaligen Bahndamme hin zum Windberg. Ein Abzeiggleis der Kohlenbahn führte hier herüber.[1]
Grubenunglück
- am 2. August 1869 am Segen-Gottes-Schacht und dem Neu-Hoffnungs-Grubenfeldern gab es ein Grubenunglück mit 276 verunglückten Bergleuten wegen einer Schlagwetterexplosion, Denkmal an Grubenunglück in Kleinnaundorf
- 141 Bergleute starben unmittelbar an den Explosionsfolgen,die anderen kamen durch Ersticken ums Leben
- Bei diesem Unglück wurden die unterirdischen Schachtanlagen total zerstört, während die Schachtbauten über Tage größtenteils erhalten blieben
- "Segen Gottes" und "Neue Hoffnung" waren miteinander verbunden[2]
- Kaum mochten aber - kurz nach 5 Uhr früh - von den hier Eingefahrenen erst wenige vor Ort angekommen sein, vielmehr die meisten noch auf der Strecke sich befinden, als eine furchtbare Explosion der in den Schächten sich angehäuft habenden schlagenden Wetter (Gase) erfolgte, deren Wirkung sich bald als eine wahrhaft entsetzliche darstellte. Fast alles in diesem fürchterlichen Augenblicke in beiden Schächten bsich befindliche Leben ward in einem Nu vernichtet. Erstickt oder verbrannt, oder Beides zugleich wurden gegen 300 Männer und Jünglinge und nur 3 Förderleuten und 2 Zimmerlingen gelang es sich zu retten. [...] Nicht nur, daß es viele Menschenleiber zerrissen hatte, auch eiserne Schienen, Thüren u. dgl. wurden zerbogen, zusammengerollt oder in Atome zersplittert; desgleichen eine Anzahl Hunde (Fördergefäße), selbst eiserne, weilche zusammen weit fort in eine Ecke geschleudert, zum Theil nur ein Häuflein Splitter waren; 12-14 Zoll starke, fest eingerammte Stempel waren ebenfalls zermalmt und in Spänchen verwandelt, gleich starke Mauern ausgehoben und umgeworfen, starke Seile in Fasern zerissen worden.[2]
- Ein Verunglückter wurde gerettet: Und doch! die Freude sollte ihnen zu Theil werden, wenigstens einen bei den ersten Rettungsversuchen noch Verunglückten dem Leben wieder zu geben: Camillo Paul. Dessen Rettung grenzt wahrhaft ans Wunderbare, daß wir nicht umhin können, den Hergang etwas ausführlicher zu schildern. Paul, ein junger kräftiger, einige zwanzig Jahre alter Mann, gehört zu der Mannschaft des "Hoffnungsschachtes", und würde, hätte er nicht zufällig für die verhänisvolle Montagsschicht Urlaub genommen, schon der großen, dem Tode geweihten Schaar angehört haben. Sobald ihn die Nachricht von der Verunglückung seiner Kameraden erreichte, eilte er zur Stätte und unternahm verschiedene Rettungsversuche, ohne im löblichen Eifer die Mahnung zur nöthigen Vorsicht hinreichend zu beachten. So befuhr er auch den "Hoffnungsschacht", welcher mit bösen Wettern angefüllt war, und bald hörte man kein Lebenszeichen mehr von ihm. Ein zu seiner möglichen Rettung nachfahrender (Günther) fand ihn, etwa 60 Ellen tief, in fast betäubtem Zustande, nahm ihn auf den Rücken und trat so mit ihm den Rückweg an. Bald aber fingen auch ihm die Sinne an zu schwinden, daß er nicht mehr im Stand war, seine Last zu halten und so stürzte Paul mit einem Schrei wieder zwei Bühnen , 24 Ellen, herunter und galt nun als unrettbar verloren. Nach 24 Stunden vernahmen Obenstehende aus der Tiefe schwache Hilferufe; man fuhr, da auch die Wetter sich gebessert hatten, eilig ein und fand den Todtgeglaubten zwar sehr schwach, aber doch lebend und äußerlich ein wenig vom Sturze verletzt, in einer Tiefe von 50-60 Ellen, glücklich auf und brachte ihn ans Tageslicht. Er war, wie es sich später ergab, durch eine Bühne, deren Fahrdeckel offen stand, hindurch und auf die nächste gefallen, oder vielmehr gerutscht und dort völlig betäubt fast einen ganzen Tag lang pohne Besinnung liegen geblieben. Der Umstand, daß er mit dem Kopfe an die Wand zu liegen gekommen, daß frische Wetter von der Tagesstrecke her seiner Lagerstätte zuströmten und auch von zeit zu Zeit etwas Wasser auf ihn herabtröpfelte, hatte ihm das Leben erhalten und ihn endlich wieder zum Bewußtsein zurückgerufen.[2]
- Beerdigung auf dem Massengrab, welches Westseite des Segen-Gottes-Schachts, etwa 40 Bergleute werden auf den Friedhöfen in Döhlen, OberPesterwitz, Somsdorf beerdigt.[2]
- Neben den kleinen Häusern (wo man den Schlüssel erhält) das Bergmannsgrab. Aus ernst und düster wirkenden Zypressen, die nunmehr über sechzig Jahre alt sind, ragt ein Obelisk empor. An den Umfassungsmauern der Anlage lesen wir auf 34 Tafeln Namen und Alter der Verunglückten. Der 15jährige ruht neben dem Greise von 65 Jahren. 281 Mann waren am 2 August 1869 zur Frühschicht eingefahren. Von ihnen konnten sich nur fünf retten, 276 fielen einer Schlagwetterexplosion, deren Wirkung durch die Entzündung von Kohlenstaub verstärkt wurde, zum Opfer. Viele wurden durch die Flamme getötet, andere durch die zusammenstürzenden Grubengebäude, d.i. Auszimmerung der Stollen, erdrückt und verschüttet, die meisten kamen durch die giftigen Rauchgase ums Leben. Obgleich schnelle Hilfe einsetzte, und obgleich täglich zweihundert Mann arbeiteten, konnten die letzten Leichen erst nach vier Wochen geborgen werden. Es war das größte Grubenunglück, das der sächsische Bergbau zu verzeichnen hat. Hier ruhen 243 der Verunglückten, die übrigen sind in Dohlen begraben. Die behördlichen Ermittlungen ergaben, daß niemandem eine Schuld an dem Unglück zuzuschreiben war.[1]
Bilder
- Deutsche Fotothek: Blick vom Segen-Gottes-Schacht über Niederhäslich nach Schweinsdorf 1925, Blick vom Segen-Gottes-Schacht über Niederhäslich nach Schweinsdorf 1925
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Fritz Eckhardt: Führer durch Freital und den Plauenschen Grund. Verkehrsverein Plauenscher Grund, 1925
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Bericht über die Gruben-Explosion in den Freiherrlich von Burgk'schen Kohlenschächten "Segen Gottes" und "Neue Hoffnung" am 2. August 1869. Lütze: Potschappel 1869. Auszug aus einer technischen Beurteilung in der Originalquelle enthalten. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/ZT673O26KVEXO7O32O4S32CD2CSJLME2 Digitale Bibliothek