Martin Küntzelmann

Aus Stadtwiki Freital
Version vom 2. August 2015, 15:49 Uhr von Peter Pfitzenreiter (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die beiden Güter, welche der der um die Obstbaumzucht des Plauenschen Grundes verdiente Pastor Küntzelmann in Döhlen im 16. Jahrhundert nach Ankauf von 7 Hufen Landes hier [in Gittersee] erbaut hatte, sind später in mehr zertheilt worden, wovon das eine merkwürdiger Weise noch heute von einem Küntzelmann, der von jenem Pfarrer in gerader Linie abstammt, bewirthschaftet wird.[1]

Obgleich die Kirchenbücher von Döhlen, da sie nur bis 1582 zurückreichen, eines hiesigen Pfarrers Erwähnung thun, der durch seine zwar anspruchslose, aber gesegnete Wirksamkeit, hauptsächlich durch Beförderung der Obstbaumzucht, ein Wohlthäter der ganzen Gegend wurde, so hat sich doch sein Andenken in der Gegend lebhaft erhalten. "Sein Name ist Martin Küntzelmann. Er trat sein Pfarramt 1535 an, bekannte sich 1539 zur evangelischen Religiion, verwaltete sein Amt 33 Jahre bei der nämlichen Gemeinde und starb 1568. Er genoß schon bei seinem Leben eine Art von Berühmtheit, die aber von derjenigen, welche ihm jetzt so in unseren Gegenden gebührt, ziemlich verschieden ist. Damals stand er im Rufe, daß er die Kraft besitze, die Teufel auszutreiben, und wurde daher weit und breit umher geholt, diese schlechten Säfte aus dem armen Menschen, in welchem sie ihre Wohnung aufgeschlagen hatten, heraus zu jagen. So ward er auch einmal nach Böhmen gerufen, einem vom bösen Geiste besessenen Grafen zu helfen, den man hatte in Ketten legen müssen. Küntzelmann langte im Schlosse desselben an; da er aber ein kleines verwachsenes Männchen war, so getrauten die Verwandten nicht, ihn vor den Grafen zu lassen, aus Furcht, er möchte denselben, wie er schon mehrmals stärkeren Personen gethan, zu Boden werfen und übel zurichten. Sie theilten ihm ihre Verlegenheit mit, und boten ihm für seine Reise eine gute Entschädigung an. Aber Küntzelmann bat sie, ihm wenigstens zum Besessenen hinzuführen. So wie die Thür geöffnet war, erblickte er den Unglücklichen, der mit wilder verzeiflungsvoller Miene nach der geöffneten Thür schielte, in einem Winkel mit vielen Ketten geschlossen. Küntzelmann eilte sogleich voll inniger Rührung und mit einer liebevollen zutraulichen Miene auf ihn zu, reichte ihm beide Hände, und sagte mit freudiger Stimme: Armer Freud, ich komme, Euch zu erlösen. Der Graf stutze, sah ihm ein paar Minuten lang starr ins Gesicht, und darauf verwandelte sich seine wilde Miene in ein freundliches Lächeln. Er stand endlich auf, rief mit einem tiefen Seufzer aus: Ach, daß es Gott wolle! und gab ihm die Hände. Küntzelmann faßte sie muthig, drückte sie ihm zärtlich versicherte ihn mit einer Art von Begeisterung, daß er im Namen Jesu frei sei, und befahl den Umstehenden, ihm sogleich die Ketten abzunehmen. Der Graf gerieht darüber in die größte Freude, aber wie groß ward dieselbe erst dann, als er sich von den Ketten befreit sah! Er war geheilt; doch zur Vollendung der Kur blieb Küntzelmann noch einige Tage bei ihm, unterhielt sich mit ihm in traulichen Gesprächen, benahm ihm alle seine Zweifel, und verbannte die fixen Ideen, die ihn wahnsinnig gemacht hatten, aus seiner Seele gänzlich. Die Familie war vor Freude und Erstaunen außer sich. Sie hatte schon viele Geisterbeschwörer kommen lassen, aber diese hatten mit allen ihren grausenden Anstalten und gräßlichen Beschwörungsformeln nichts ausgerichtet. Um so mehr fühlten sie sich gegen den Erretter des Grafen, sowie dieser selbst, von Dankbarkeit durchdrungen. Sie boten ihm eine ansehnliche Summe Geldes zur Belohnung an; da er sie aber ausschlug, so führten sie ihn in ihre Schatzkammer, in welcher sich goldene und silberne Geschirre befanden, mit der dringendsten Versicherung, daß, je kostbarer das Stück seiner Wahl ausfallen würde, desto lieber es ihnen sein werde. Küntzelmann schlug alles dies aus; sein Knecht aber, der ihnen nachgeschlichen war, glaubte sich daher um so mehr berechtigt, einen silbernen Becher in seine Tasche zu stecken. Doch in diesem Augenblicke drehte sich Küntzelmann um und bemerkte den Diebstahl. Vor Zorn und Scham bat er sogleich den Grafen, ihn gehörig zur Strafe ziehen zu lassen; allein der Graf und die ganze Familie baten für ihn und drangen darauf, er solle den becher behalten, weil er ihren Retter glücklich hergebracht habe. So nehmt den Becher in Eure Hand, sprach Küntzelmann endlich nach längeren Weigerungen zum Grafen, und gebt ihn dem Untreuen, damit er ihn wenigstens auf eine ehrliche Art bekomme. Für mich aber, fuhr er fort, verlange ich keine andere Belohnung, als daß ihr mir auf künftiges Frühjahr einige junge Obstbäume von guten Arten, dergleichen ihr so viele besitzt, nebst einigen Pfropfresiern in meinen Gärten verehrt. Diese Bitte wurde reichlich erfüllt. Auch in der Folge, als er durch diese Kur noch berühmter geworden und oft in weit entfernte Gegenden geholt ward, bat er sich, da er selbst eine einträgliche Stelle hatte, für seine Bemühungen immer nur junge Bäume und Pfropfreiser von solchen Obstarten aus, die er noch nicht besaß. So ward er gleichsam der wohlthätige Stifter des Obstbaumes in hiesiger Gegend und munterte durch sein Beispiel zur Verbreitung desselben auf. Mit Rath und That unterstützte er diejenigen, welche ihm zu folgen suchten, und wenn auch die Obstanlagen, welche seit Küntzelmann weit und breit im Plauen'schen Grunde entstanden waren, manchen harten Verlust im siebenjährigen Kriege erlitten und theilweise zerstört wurden, namentlich von den kaiserlichen Truppen, die lange Zeit auf dem Windberge ihre Lager hatten und die Obstbäume - in Gittersee allein gegen 2500 Stück - zum Behufe der Schanzarbeiten und zu Brennholz niederschlugen, so regte sich doch Küntzelmann's guter Geist zu mächtig, als daß man nicht nach Beendigung des Krieges mit erneuter Kraft versucht hätte, den erlittenen Verlust zu ersetzen: die Obstpflanzungen entstanden in neuer kräftiger Blüthe und blühen noch jetzt als sprechende Zeugen der Verdienste Küntzelmanns."[1]

Pfarrer [der Lutherkirche in Döhlen ] Martin Küntzelmann, 1535-1568, war berühmter Obstzüchter. Er führte den Obstbau in der Gegend ein, pflanzte böhmische Sorten. Das Land glich damals einem Garten. [2]

Quellen

  1. 1,0 1,1 Denkschrift des Vereins zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauenschen Grunde zur Feier seines 25jährigen Bestehens am 24. Februar 1869. [Digitale Sammlungen]
  2. Fritz Eckhardt: Führer durch Freital und den Plauenschen Grund. Verkehrsverein Plauenscher Grund, 1925